Ein neues Arzneimittel entsteht. Bevor es zugelassen wird, muss es nach gesetzlichen Bestimmungen auf seine Wirksamkeit und Verträglichkeit hin geprüft werden. Die dazu erforderlichen Studien plant, betreut und überwacht ein Klinischer Monitor.
Die Aufgaben eines Klinischen Monitors, auch Clinical Research Associate (CRA), erfordern viel Verantwortungsbewusstsein, Organisation, Präzision, medizinisches Fachwissen und vor allem wissenschaftliche Methodik. Entgegen vieler Erwartungen ist die Ausbildung zum CRA, der auch als Einstiegsberuf in die klinische Forschung gilt, nicht einheitlich geregelt. Entsprechend unterschiedlich sehen die Profile der Bewerber aus: Medizinische Fachkräfte mit einer einfachen Berufsausbildung und berufsbildfremde Quereinsteiger erhoffen sich genauso Chancen auf dem Arbeitsmarkt wie langjährig studierte Naturwissenschaftler.
Dieser Artikel ist im Mai 2017 in der Fachzeitschrift für Clinical Research Professionals, CR pro, erschienen.
Größtenteils bewerben sich Akademiker, insbesondere Biologen, Chemiker, Mediziner, Pharmazeuten, Ökotrophologen und Statistiker. Rund ein Drittel von ihnen hat promoviert. Mit einer zusätzlichen Weiterbildung zum Klinischen Monitor, wie sie unter anderem bei der Pharmaakademie, dem mibeg-Instiut und der Akademie Heidelberg – teils von der Bundesagentur für Arbeit gefördert – angeboten wird, erhöhen sich die Chancen auf den Berufseinstieg.
Zu den Arbeitgebern zählen Auftragsforschungsinstitute, auch Clinical Research Organisations (CROs) genannt, die von den Pharmaunternehmen zur Durchführung klinischer Studien beauftragt werden. Pharmaunternehmen, die ihre Studien selbst koordinieren, gibt es heute nur noch wenige, wie der Verband Forschender Arzneimittelhersteller mitteilt. Interessante Perspektiven können sich Klinischen Monitoren aber auch in den sogenannten Koordinierungszentren für Klinische Studien (ZKS) an Kliniken oder als flexible Freiberufler für verschiedene Auftraggeber bieten.
Neue Bildungswege
Dass es hierzulande keine einheitlich geregelte Ausbildung für Klinische Monitore gibt, macht es Studien- und Berufsanfängern schwer, sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. Seit 2013 gibt es jedoch ein Studienangebot, das dazu beitragen könnte, mehr Struktur und Übersicht zu schaffen. In Kooperation mit der University of Wales bietet die Medical School Berlin (MSB) einen bilingualen Bachelor- und Masterstudiengang in „Clinical Research“ an. Das staatlich anerkannte Studium wurde 2006 von der Parexel Academy entwickelt. Zum ersten Mal startete es im Sommersemester 2008 in Wales, 2013 zum ersten Mal in Berlin. Dieser Studiengang ist darauf ausgerichtet, das für eine Tätigkeit in der klinischen Forschung relevante Wissen aus den Fächern Medizin, Biologie und Internationales Management zu kombinieren. Besonders daran ist, dass sowohl die Bachelor- als auch Masterabsolventen anschließend keine zusätzliche Fortbildung mehr benötigen, um sich beispielsweise für eine Tätigkeit als Klinischer Monitor zu qualifizieren.
So weit, so gut, doch was bedeutet das für den Arbeitsmarkt? Wird es in Zukunft vermehrt junge Bewerber geben, die mit einem Bachelor of Science ihren Einstieg in die klinische Forschung suchen? Wie reagieren darauf die Arbeitgeber? Welche Perspektiven können sie ihnen bieten? Und woran sollten sich die Studien- und Berufsanfänger orientieren, damit ihnen nach dem Berufseinstieg auch die Karriere gelingt?
Einstieg für Bachelorabsolventen möglich
Markus Siebenmorgen von der Bayer AG in Leverkusen, stellt klar, dass bei der Personalauswahl immer das Gesamtbild eines Bewerbers zu bewerten sei. „Dazu zählt nicht nur die fachliche Qualifikation in Form eines bestimmten Studienfachs mit einem bestimmten Abschlussgrad“, sagt er. Praktische Erfahrung, methodische Kenntnisse sowie soziale, fremdsprachliche und interkulturelle Kompetenzen seien für den Berufseinstieg bei Deutschlands größtem Pharmakonzern ebenso bedeutsam. Da die Klinischen Monitore häufig in direktem Kontakt mit Ärzten und Klinikpersonal stehen, hält er ein langjähriges Studium für eine gute Grundlage. „Nichtsdestotrotz könnte aber auch ein Bachelorabsolvent eines Fachstudiengangs wie „Clinical Research“ mit entsprechend fundierten Kenntnissen und mehrjähriger Berufserfahrung grundsätzlich vorstellbar sein“, so Siebenmorgen. Bachelorabsolventen ohne mehrjährige Berufserfahrung hätten dagegen weniger Chancen. „Ein denkbarer Weg könnte dann sein, in einem Auftragsunternehmen für klinische Studien in den Beruf einzusteigen und später den Schritt in ein forschendes Pharmaunternehmen wie Bayer zu wagen“, rät er.
So scheint der Berufseinstieg direkt nach einem Bachelorstudium, wie es die Medical School Berlin anbietet, bei einem Auftragsforschungsunternehmen leichter zu sein. Michael Gierend, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes Medizinischer Auftragsinstitute (BVMA), sagt dazu: „Die Arbeitgeber suchen keineswegs nur Einser-Absolventen mit dem höchsten Studienabschluss, sondern Mitarbeiter mit einem breitgefächerten Wissen und Interesse.“ Dass die Kandidaten „einen wissenschaftlichen Anspruch in ihrer Arbeitsweise“ haben, sei allerdings schon voraussetzend. Doch welcher wissenschaftliche Anspruch wird einem im Bachelorstudium vermittelt? Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung in Hannover empfiehlt grundsätzlich allen Studenten, einen Master anzustreben, wenn sie in der Wissenschaft arbeiten wollen. Zwar mag ein Bachelor häufig ausreichen, um an einer bestimmten Position in einem Unternehmen einzusteigen, doch gestalte sich der weitere Aufstieg dann oft schwierig.
Mehr Chancen durch Promotion
Ähnlich beobachtet es auch Jürgen Schäfer, Geschäftsführer bei der Conreso GmbH – ein unabhängiges Forschungsinstitut, das für Pharmaunternehmen neue Medikamente in klinischen Studien testet. „Wir selbst besetzen CRA-Positionen ausschließlich mit promovierten Mitarbeitern“, sagt er. Einen sachlichen Grund habe das nicht: „Mit zunehmendem Alter schwindet bei vielen Mitarbeitern die für die klassische CRA-Tätigkeit so wichtige Reisebereitschaft“, schätzt er ein. Daher habe das Münchner Unternehmen schon vor Jahren beschlossen, ausschließlich Inhouse-Tätigkeiten anzubieten, für die jedoch arbeitsmarktbedingt eine höhere wissenschaftliche Expertise erforderlich sei. Und auch ansonsten, meint Schäfer, hätten die Bewerber ohne Promotion auf die begehrten höheren Positionen abseits des Monitorings kaum noch Chancen.
Etwas differenzierter beschreibt die Constares GmbH, eine auf die Life-Science-Industrie spezialisierte Personalberatung, die Lage: „Unsere Erfahrung ist, dass eine Promotion zwar gerne gesehen wird, jedoch keinesfalls eine notwendige Voraussetzung ist, um als CRA oder später sogar als Projektmanager erfolgreich tätig zu sein“, heißt es in einem Bericht. Auch hinsichtlich des späteren Gehaltsniveaus spiele eine Promotion keine Rolle. Die erworbene fachliche Erfahrung sei entscheidender. Für eine weiterführende Karriere, etwa im Bereich Medical Affairs, komme man derzeit jedoch um eine Promotion kaum mehr herum, um seine wissenschaftliche Expertise nachzuweisen.
Wer sich also für einen schnellen Einstieg in die klinische Forschung interessiert und bereit ist, organisch an seiner beruflichen Erfahrung zu wachsen, dem können sich bereits mit einem Bachelorabschluss durchaus gute Chancen bieten. Wer seine Karriere jedoch gerne langfristig sichern möchte, sollte ruhig noch ein anschließendes Masterstudium oder gar eine Promotion für sich erwägen.
In jedem Fall scheint sich ein fachspezifisches Studium, wie es derzeit an der Medical School Berlin angeboten wird, zu lohnen. Denn eine zusätzliche CRA-Weiterbildung, wie sie die meisten Bewerber bisher absolvierten, ist damit unnötig.