Innovation bedeutet, etwas Neues einzuführen oder etwas Altes zu erneuern. Ein Unternehmen, das sich immer wieder daran misst, ist die auf Glasfaserkunststoff spezialisierte CTS Composite Technologie Systeme GmbH mit Sitz in Geesthacht. Vergangenes Jahr wurde sie unter die 100 innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstands gewählt.
CTS Composite ist ein Familienunternehmen, das 1994 von Joachim Wilczek gegründet wurde. Die Idee: einen Handel mit Faserverbundwerkstoffen zu etablieren. Denn der heute oft als glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) bezeichnete Werkstoff war damals noch unbekannt. „Auf Reisen hatte ich gesehen, was Amerikaner und Japaner mit Faserverbundwerkstoffen produzieren. Sie ersetzten damit traditionelle Materialien wie Edelstahl, Aluminium und Holz“, erzählt Wilczek so begeistert, als hätte er die Gründung noch vor sich. Inzwischen ist CTS Composite mehr als nur ein Handelshaus, es ist eine etablierte Entwickler- und Innovationsschmiede mit über 50 Mitarbeitern.
Dieser Artikel ist im Juli 2016 in dem IHK-Magazin WIRTSCHAFT ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE erschienen. Jetzt die gedruckte Version als PDF herunterladen
GFK-Produkte haben viele vorteilhafte Eigenschaften: Sie sind leicht, korrosionsbeständig, bestechen durch ihre elektrische Isolation, geringe Instandhaltung und eine hervorragende Ökobilanz. „Gegenüber Stahl benötigen wir für die Herstellung einer Leistungseinheit GFK nur ein Fünftel der Energie, gegenüber Aluminium nur ein Siebtel“, so der 65-jährige Wilczek. Sein Sohn Philipp, der den Familienbetrieb einmal übernimmt und zum 1. Januar 2017 in die Geschäftsführung berufen wird, fügt hinzu: „GFK lässt sich verarbeiten wie Holz. Die Monteure können vor Ort ohne großen Aufwand sehr viel anpassen.“ Auch würden sämtliche Umgebungskosten einer Baustelle wegfallen, da die Bauelemente so leicht seien, erzählt der 35-Jährige. Für Transport und Verbringung des GFK-Materials vor Ort benötige man keine Krane und Hebewerkzeuge.
Das innovative Material ist etwa in den Bereichen Bahn-Infrastruktur, chemische Industrie, Anlagenbau, Offshore-Technik, Hafenbau sowie in Architektur, Design und Fassadenverkleidung verwendbar.
Darum wissen auch „die Bewunderer“, wie Joachim Wilczek sagt. Deshalb muss sich CTS Composite immer wieder fragen, wie neu die eigenen Innovationen noch sind. Die Wilczeks sehen ihre Mitarbeiter als Innovatoren – jede Idee wird honoriert. Bei Erfolg erhält der Urheber eine prozentuale Erfolgsbeteiligung. In Ideenwerkstätten kann jede Abteilung auf ungenutztes Potenzial aufmerksam machen. „Unsere Mitarbeiter sind unser wertvollstes Kapital“, sagt Wilczek. CTS Composite gibt jährlich rund 30.000 Euro für die Fort- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter aus und bildet Kunststoffformgeber, Industriekaufleute und Bürokaufleute selbst aus.
Da wundert es kaum, dass CTS Composite nun mit gleich drei innovativen Projekten hervortritt: Im Kaspischen Meer sollen alternativ zu hochwertigen und teuren Edelstählen zum Schutz von Pumpen, die Salzwasser ansaugen, um es in Süßwasser umzuwandeln, GFK-Systeme (Profile und Gitterroste) eingesetzt werden – eine große Chance zum Sprung auf den internationalen Markt. Weiter plant CTS Composite in Kooperation mit einem Spezialisten die Herstellung von GFK-Brücken für Fußgänger und Fahrradfahrer. Sie sollen mit fünf Tonnen pro Quadratmeter belastbar sein und eine 100-jährige Lebensdauer haben. Als drittes Projekt hat CTS Composite einen neuen Faserverbundwerkstoff entwickelt, der nicht brennbar ist und beispielsweise in Tunneln oder Flughäfen zum Einsatz kommt.